13. Februar 2010 | Lippe Aktuell
Detmold(as). Es erinnert schon an die „Salons“ aus früheren Jahrhunderten, wenn man auf das Haus 23 im Alten Weg zugeht und die vom warmen Kerzenlicht beleuchteten Fenster wahrnimmt. Bei Minusgraden lädt Anke Drewes zur ersten Veranstaltung 2010 zu „Kunst im Zimmer“ ein. Heute steht Tschechow auf dem Plan. Regine Andratschke, Schauspielerin von den Städtischen Bühnen Münster, liest aus dem Briefwechsel von Olga Knipper und Anton Tschechow. Ein Briefwechsel, der die Geschichte einer kurzen leidenschaftlichen Liebe und Ehe, die nur fünf Jahre dauerte, protokolliert; eine der schönsten des Theaters.
Olga Knipper war 30 als sie den 38 jährigen Tschechow kennen lernte; das war bei den Proben zur „Möwe“ in Moskau. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass die beiden durch äußere Umstände getrennt wurden, als ihre Liebe zu blühen begann. Olgas Verpflichtungen banden sie an Moskau, während Tschechow auf ärztliches Anraten durch seine Tuberkulose nach Jalta, seinem „warmen Sibirien“ wie er es nannte, „verbannt“ worden war. Sie versprachen einander sich jeden Tag zu schreiben und haben im Großen und Ganzen ihr Versprechen gehalten.
Von ihrer Charakterstruktur hätten Olga Knipper und Anton Tschechow nicht unterschiedlicher sein können, wie die Briefe zeigen. Olga war ungestüm, ein Gefühlsmensch, Tschechow war reserviert und zurückhaltend, der seine Gefühle hinter der Ironie versteckte. Erst in seinen letzten Lebensmonaten waren Anton Tschechow und Olga Knipper wirklich zusammen.
Während der Lesung erklingt Musik von Chopin, Schubert und Brahms, gespielt von Frederike Furchtbar, Pianistin aus Detmold, am Klavier. Kurz vor Beginn, um 19:00 Uhr füllt sich der Wohnraum des Hauses 23 mit Gästen, die an der Tür mit Wodka und Gebäck, gereicht von der Tochter des Hauses und deren Freundin begrüßt werden. Auch die dezente warme Beleuchtung und der knackende Holzofen sorgten dafür, dass sich eine behagliche Atmosphäre mit russischem Flair verbreitete. Ein sehr gelungener Abend! Nach der Aufführung lud Frau Drewes ihre Gäste ein, zu bleiben und bei Borschtsch, dem traditionellen russischen Eintopf, den Abend mit Gesprächen ausklingen zu lassen.
Der nächste Termin ist eine Ausstellung mit expressiven farbgewaltigen Bildern von Linde Kauert. Zur Eröffnung am 1. Mai liest sie aus dem vielfältigen Werk der Eva Strittmacher.
Regine Andratschke